Overkill - Wie tod kann ein Rad sein?

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Görvic
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Overkill - Wie tod kann ein Rad sein?

Beitrag von Görvic »

Moin zusammen,

kennt ihr diese Bilder aus Kuba, wo diese wunderschönen uralten Amischlitten rumfahren.

Nach außen hin bewegen sie sich und sehen immernoch wie ein komplettes Auto aus, doch sobald ein normaler Mechaniker daran Hand anlegen sollen zerfällt das Gerüst aus Flickwerk und Spucke und es ist am ende sinnvoller die Karre aus alten Bierdosen neu zu bauen.


So in etwa ist es der Fall mit den tschechischen Fahrrädern an denen ich in letzter Zeit arbeite.

Im Prinzip sind sie von der Basis echt schön und zudem noch sehr günstig zu bekommen, doch der wahre Preis zeigt sich meist erst wenn man das zerlegen beginnt und versucht so ein Teil am besten noch wieder fahrbereit hinzubekommen.

In den Jahren der Mangelwirtschaft wurde in Tschechien scheinbar nix weggeworfen,alles was noch irgendwie vorhanden war wurde mit absurdem Aufwand am laufen gehalten.

Nun habe ich wieder so einen Fall in die Werkstatt bekommen: Ein Hubertus aus den fürhen 30er Jahren.
Ich hatte es gekauft weil es eine mit dem Markennamen beschriftetes Kettenblatt hatte.

Dazu gab es noch ein Damenrad mit geschweißtem Rahmen zum schlachten.

Super, dachte ich mir; das Herrenrad schwarz überlackieren, Teile vom Damenrad dran und als nicht fahrtüchtige Deko verhökern.

Damenrad also geschlachtet und dann mal das Herrenrad näher angesehen:

Tretlager hatte etwa 1-2 cm Spiel, drehen konnte man es aber dennoch nicht da die Kette stocksteif zusammengerostet war.

Beim Ausbau des Hinterrades und des Kotflügels fiel mir auf dass sich der rote Lack relativ leicht abkratzen ließ.

Ok, das könnte interessant werden,zumal der Rahmen bis auf einen kleinen Schweißpunkt mit dem mal ein Kettenschutz befestigt war eigentlich noch völlig intakt schien.

Aber das Tretlager...ich wagte den versuch es zu öffnen, schon mit der trüben Aussicht wieder einen Nachmittag lang auf den Kurbeln rumzuschlagen ohne dass sich was rührt.

Überraschenderweise jedoch ließ sich das Lager sehr leicht demontieren und so hatte ich nun den blanken Rahmen zur Bearbeitung vorliegen.

Also den alten Lack mühsam abgekratzt und ud danach das Tretlager mit Teilen aus dem Damenrad wieder repariert.

Die Lagerschalen waren wie unten zu sehen weit über das normale Maß verschlissen, die Tretkurbel auf der Kettenseite war am unteren Pedalende geschweißt, da er vermutlich mal abgebrochen ist.
Doch alles in allem konnte ich die Schäden reparieren und plane das Rad nun wieder fahrfertig aufzubauen; Gabel,Lenker und Sattel habe ich schon.
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grüße
Alex
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IPimpYourFahrrad
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Re: Overkill - Wie tod kann ein Rad sein?

Beitrag von IPimpYourFahrrad »

Na dann warte mal ab bis du 80 bist, da wird es dir sicher nicht besser gehen. Und die Mangelwirtschaft gab es nicht nur in CZ. Und Verschleiß tritt überall auf wo nicht gewartet wird. Und im Vergleich zu so manchen Neurad das man in 5 Jahren wirklich nur noch weg schmeißen kann, war die Qualität von damals um Längen besser.

Oder siehst du irgendwo am Kettenblatt einen Verschleiß?
MFG dat IPimpYourFahrrad euer Dave!
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Görvic
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Re: Overkill - Wie tod kann ein Rad sein?

Beitrag von Görvic »

Naja, wirkt auf den Bildern vielleicht so, aber es ist schon deutlich abgefahren.

Aber klar, deshalb liebe ich die Dinger ja so, im Prinzip sind sie unzerstörbar und für die Ewigkeit gemacht.

Trotzdem ist der Verschleiß deutlich höher, als bei allen anderen Rädern die ich kenne - auch welche aus der DDR.
Grüße
Alex
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Görvic
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Re: Overkill - Wie tod kann ein Rad sein?

Beitrag von Görvic »

...und noch so ein Fall:

Wiederbelebung eines 1939er YWIS mit leichter Rahmenstauchung, war mir aber trotzdem zu schade zum schlachten und die jetztige Besitzerin wird mit ihrem Gewicht den Rahmen sicher nicht überlasten.


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IPimpYourFahrrad
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Re: Overkill - Wie tod kann ein Rad sein?

Beitrag von IPimpYourFahrrad »

Da ich mir inzwischen ein Buch über Deutsche Fahrradmarken gekauft habe noch ein Nachtrag über das
Hubertus:
Hersteller aus Mehlis in Thüringen ca. 1930
Gegr. 1913 Emil v. Nordheim Eintrag als Fahrradfabrik (was aber nicht heißen muss das die auch die Rahmen selber gebaut haben).

Zu Ywes steht: Schlau in Böhmen
1942 Fahrradfabrik A. Votavova (das SKS ist nicht abgebildet obwohl das Buch in diesem Jahr neu aufgelegt wurde).
MFG dat IPimpYourFahrrad euer Dave!
kleines Ritzel
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Re: Overkill - Wie tod kann ein Rad sein?

Beitrag von kleines Ritzel »

Mir hat besonders das "Schlauchbild" mit den zig mal geflickten Schläuchen gefallen .::;

Schöner Aufbau des zweiten Rades ,;,. Ich hätte jedoch keine beigen Reifen genommen ... .,.+
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Peddälhead
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Re: Overkill - Wie tod kann ein Rad sein?

Beitrag von Peddälhead »

1A! Macht echt Spass die Bilder zu schauen!
Machen Laune auch wieder an die Werkbank zu gehen und mit Fett, Speichen, Konen, Kugeln, Keilen und Schalen nem alten Zossen wieder nen geschmeidigen Lauf zu geben.
Übrigens sehr schön die tschechischen Räder (auch Vollscheibe, verchromte, durchbrochene Muffen usw.) teilw. ähnliche Details wie die Waffenräder aus Österreich.
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182 Grad
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Re: Overkill - Wie tod kann ein Rad sein?

Beitrag von 182 Grad »

Sehr fein! Was hast du für den Lack genommen? Owatrol?
Bei den Reifen würde ich auch etwas klassischeres uns ausnahmsweise auch mal keine cremefarbenen empfehlen.
Eher einen Quick Brick http://www.classic-cycle.de/Reifen-Schl ... hwarz.html
oder noch besser, den Circuit http://www.classic-cycle.de/Reifen-Schl ... hwarz.html .
*CREAM-ADDICT *JUNKYARD-JUNKIE*

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