Nun war es mal wieder soweit, ich konnte die Finger nicht stillhalten.
Es mag etwas überraschend sein, dass das aktuelle „Update“ fast einem Neubau gleichkommt angesichts des neuen Rahmens, und vielleicht könnte man dafür auch ne neue Spalte aufmachen, aber ich komme gleich dazu, warum ich das eben nicht so mache.
Um es so kurz wie möglich zu machen, werde ich einige Schritte nicht weiter erläutern, da manche Arbeiten analog zum Vormodell abgelaufen sind oder ganz einfach normale Fahrradschrauberei waren.
Warum und wieso?
Aus dem bisherigen Bauprojekt „Furor Teutonicus“ waren noch Punkte offen (steht alles im ersten Beitrag), an denen ich arbeiten wollte.
Immer gravierender erwies sich die Problematik mit dem zu steilen Lenkwinkel. Dies war nicht nur eine Art Knick in der Optik des Choppers, sondern brachte auch Probleme beim Pedalieren mit sich (Rad zu nah am Pedal). Hier habe ich nach Möglichkeiten gesucht, sei es über eine andere Gabel oder das Verändern des Steuerrohres. Beides erschien mir als nicht genug erfolgversprechend.
Dann beschäftigte mich noch die Frage nach möglicher Motorisierung zum Pedelec. Es standen die schon genannten Systeme zur Debatte. Immerhin war der Hobel ja schon ziemlich schwer und am Berg sehr träge, und man will ja nicht bei jeder kleinen Strecke im Sommer schwitzen wie ein Schwein (dafür fahr ich dann Mountainbike).
Obwohl ich schon die Daseinsberechtigung von E-Cruisern sehe, kam mir dieser Gedanke in meinem Fall vor wie eine Kapitulation vor der Straße. Irgendwie sollte das nicht sein.
Und schließlich störte mich dieser nervtötende Rücktritt, den ich guten Glaubens eingebaut hatte. Das ist einfach nicht mein Ding. Man kann die Pedale nicht mal eben optimal hinstellen zum Antritt, was ja bei sehr langsamem Fahren oder nach plötzlichem Bremsen nötig wäre. Einfach nicht flexibel genug.
Beim Stöbern und Suchen nach möglichen Alternativen habe ich mir mehr spaßenshalber diverse Rahmen angesehen. In einem anderen Zusammenhang bin ich mal wieder auf den Basman gestoßen. Den kannte ich zwar schon vorher, allerdings habe ich ihn nun erstmals als Chopper-Aufbau mit langer Gabel gesehen. Zuvor dachte ich immer, der wäre nur für tief und flach geeignet, war daher nie so interessant für mich. Das hatte sich nun schlagartig geändert.
Beim Betrachten der Geometrie schien mir auch sofort mein Lenkwinkel-Problem gelöst. Alle anderen Eckdaten stimmten auch soweit. Nach dem Lesen vieler Beiträge zu dem Rahmen und dem Betrachten zahlreicher Youtube-Videos war die Entscheidung gefallen: Bestellen!
Das neue Grundgerüst:
Das Wesen des bisherigen Choppers sollte aber auf jeden Fall erhalten bleiben. Es musste auf den neuen Rahmen übertragen werden. Daher blieb der Name natürlich gleich und ich schreibe hier einfach fortlaufend weiter, denn für mich ist es das gleiche Projekt.
So, der Rahmen ist mal da, mit dazu hab ich mir ne Doppelbrücken-Springergabel gegönnt (wenn schon, dann richtig). Die gleichen Felgen wie schon vorher nochmal in mattschwarz, wie der Rahmen. Auf den Felgen hab ich den Schriftzug in rot angebracht, ein schöner und aggressiver Kontrast, wie ich finde.
Nabe hinten: Sturmey Archer XL-RDF5(W) 5-Gang mit 90mm Trommelbremse
Reifen hinten jetzt: Thick Brick 24x3,0
Sattel:
Ganz entscheidend war nun wieder die Sattelbefestigung.
Die Basman Original-Sattelstütze schied aus, die hebt mir jeden Sattel zu weit hoch vom Rahmen. Außerdem wollte ich meinen Sattel ja weiterverwenden.
Die Platten mit Schellen am Rahmen hatten sich bewährt, nur sollte der Sattel besonders vorne noch näher an den Rahmen ran. Also habe ich mir für die vordere Aufnahme aus Traversenschellen und Alu-Profilen ein Gelenk geschnitzt:
Hinten hatten mich die Federn bislang etwas gestört, weil sie halt ungedämpft waren. Statt der dicken Alu-Platten hab ich mir einfach zwei Dämpfer besorgt (RS Deluxe). Da für diesen Zweck keine ausreichend weichen Federn für solche Dämpfer erhältlich sind, hab ich mir zwei entsprechend passende bei nem Federnshop bestellt. Einfache Dingers aus Pianodraht, von mir dann grundiert und rot lackiert:
Es erschien mir auch nicht ausreichend, nur eine Schelle für die Befestigung am Rahmen zu benutzen. Es sollten wieder drei auf jeder Seite sein, was das Herstellen einer entsprechenden Verbindungsplatte zum Verteilen der Kräfte nötig machte. In diesem Zusammenhang dachte ich mir, so ne Platte muss doch nicht so scheinbar funktionslos als Klumpen am Hinterbau klemmen. Da war die Idee mit Blinkern und Bremslicht wieder zum Leben erwacht. Man könnte doch auf jeder Seite zwei solche Mini-Lampen in Bullet-Form anbringen, die gabs zum Glück auch noch mit schwarz getöntem Glas.
Nach dem Schneiden, Lackieren und Verschrauben sah das dann so aus:
Die untere Platte auf dem Bild (nur halb zu sehen) hält den Gegenhalter der Trommelbremse. Die musste ich bauen, weil der Halter nur für waagerechte Rohre geeignet war, der Basman Rahmen aber nen Schwung nach unten hat. Oben hält ne Schelle, unten die Vorrichtung am Rahmen für Rücktrittbremsen.
Tank und Elektronik:
Nun hab ich mir natürlich wieder mehr Kabel angetan, aber für deren Unterbringung wartete schon die Lösung:
Eine Tankattrappe, die ich in der Bucht zufällig entdeckt hatte. War zwar keine Präzisionsarbeit (die beiden Hälften sind nicht ganz identisch), aber gut zu bearbeiten.
Material: ABS, schwarz, hochglänzend
Erstmal in mattschwarz lackieren:
Abkleben, um die Ränder in rot glänzend zu lackieren:
Die Elektronik konnte somit zwischen den Oberrohren platziert werden. Auch eine Eigenbau-Bremslichtanlage habe ich dort untergebracht. Dazu musste im Grunde nur ein Unterbrechungsstück für den Bremszug angefertigt werden, also eine ausreichend lange Stelle, an der der Zug frei läuft. Am hinteren Ende habe ich einen Bremslichtschalter aus dem Motorradbereich angebracht. Dessen Zugfeder einfach am Bremszug festklemmen, ein bisschen einstellen, verkabeln und fertig. Die Stromversorgung übernimmt wie gehabt ein leichter Lithium-Ionen-Akku. Hinten erstrahlen nun zwei Bremslichter, eins links und eins rechts.
Sieht zwar wüst aus, aber das spielt keine Rolle, kommt ja die Abdeckung drüber:
Die Kabel sind jetzt nur noch minimal zu sehen. Befestigt habe ich die Abdeckung mit Schellen, da mir die Teile zu unpräzise gefertigt waren, um dafür den Rahmen anzubohren.
Scheinwerfer:
Der Scheinwerfer brauchte für die Gabel eine neue Halterung. Das ist erstmal eine vorläufige Lösung, damit das Rad gefahren werden kann und alles dran ist. Ich bin noch am Überlegen, ob es da was schickeres gibt, zumal ich den Scheinwerfer oben noch mit nem Kabelbinder abfangen musste, damit er nicht nach unten kippt (der hat ne furchtbare Halterung). Das Innenleben ist fast wie gehabt: 2x Stark-LEDs zum Ausleuchten, in der Mitte jetzt mehr spaßenshalber ne kleine blaue LED. Die hat keine wirklich sinnvolle Funktion, aber ich hatte den Steckplatz noch übrig von meinem früheren Standlicht.
Der schwarze Streifen hinter der Scheibe ist ein Quellband, das mir erstmal die LEDs auf Position hält (eine war mir bei der Testfahrt rausgefallen).
Seitenständer:
Zum Abstellen musste natürlich auch wieder was her.
Die Möglichkeiten beim Basman sind ja begrenzt, der Seitenständer wird also nicht so sehr überraschen. Allerdings hat die Befestigung am Hinterbau nicht überzeugt, zu wenig Platz für den Reifen, außerdem konnte er das Rad so nicht halten.
Da bin ich ein bisschen rabiat geworden und hab die Klemmschelle des Ständers für das Unterrohr angepasst.
Damit es diesmal auch sicherer hält, habe ich ein Stück Schlauch auf beiden Seiten mit Montagekleber eingeschmiert, es mit Kabelbindern fixiert und den Ständer drübergeklemmt.
Wegen der höheren Lage des Unterrohres reichte der Ständer ohne seinen Fuß (wie so oft praktiziert) von der Länge her nicht aus, war aber mit Fuß wieder zu lang. Also musste ich die Schiene von dem Fuß kürzen (habe die von dem alten Ständer genommen, da besser geeignet dafür):
Bis jetzt hat es bei den Tests gehalten. Man wird sehen…
Bremse – Scheibe oder Trommel?:
Das Vorderrad musste nach der ersten Testfahrt noch mal überarbeitet werden. Ich hatte die alte Avid BB7 Scheibenbremse wieder verbaut, was sich als vollkommen ungeeignet für die Gabel erwiesen hat. Ja, ich weiß, solche Gabeln haben nicht so tolle Steifigkeitswerte, aber ich hatte noch die gute Hoffnung, dass es mit der Doppelbrückengabel klappt – Pusteblume.
Ich hab mir schnell ne Sturmey Archer Trommelbremsnabe bestellt (auch 90mm) und das Ganze umgebaut. Nun war da aber wieder dieser Gegenhalter, der an irgendwas festgemacht werden wollte. Kein Problem, hab ja noch die optionalen Ausfallenden für die Scheibenbremse dran, da schnitz ich mir einfach nen Adapter aus nem Alu-Block:
Der rechts isses, die beiden Teile links musste ich mir noch anfertigen, um was an der hinteren Sattelbefestigung zu korrigieren.
Den Gegenhalter der Bremse habe ich angebohrt, damit der Adapter verschraubt werden kann:
Hält!
Fährt sich nun auch viel besser, das Vorderrad verzieht nicht mehr beim Bremsen.
Allerdings muss ich nun noch die Bremshebel austauschen, die Übersetzung für V-Brakes und mechanische Scheibenbremsen scheint nicht so optimal für Trommel zu sein. Ich versuchs demnächst mal mit den alten Hebeln für Canti-Bremsen, das sollte den Stoppern etwas Beine machen.
Und nun mal ein paar „Ganzrad-Aufnahmen“ im fahrbereiten Zustand:
Der Cruiser hat, wie ich finde nun eine schöne und harmonische Form, der Lenkwinkel ist jetzt einwandfrei. Das Rad ist sogar etwas leichter geworden und fährt sich auch besser. Auf den Tacho habe ich verzichtet, da er mir die Optik der Gabel gestört hätte.
Der Rahmen könnte vielleicht sogar einen Tick größer sein für diesen Aufbau, andererseits krieg ich ihn jetzt eh schon nur noch gerade so durch das Treppenhaus.
Das Thema Pedelec hat sich damit auch erledigt, er fährt sich so schon gut genug und hat ja schließlich auch abgespeckt.
Was ich an dem Basman-Rahmen aber schon bemängeln muss, ist seine eher geringe Steifigkeit, die macht sich beim kräftigen Antreten etwas bemerkbar.
Was bleibt als nächstes zu tun?:
Tja, das Gewand des Choppers ist zwar ein neues, aber ich habe seinen Geist bewahrt. Ich würde meinen Patronen-Schaltknauf ganz gerne wieder irgendwie anbauen. Schalthebel fällt aus, da hab ich aus praktischen Gründen einen Daumenschalter genommen. Einfach irgendwo dranschrauben find ich auch unsinnig, wenn dann sollte er schon ne Funktion haben. Kommt Zeit, kommt Rat.
Die Schutzblechreiter hab ich weggelassen, weil das Schutzblech sonst einfach überladen wäre (ist ja jetzt nicht mehr so groß wie vorher). Ob die wieder irgendwo Platz finfen, weiß ich noch nicht.
Die Anschaffung von EK-Pedalen steht noch zur Debatte, wird aber wohl in dieser Saison nicht mehr passieren.
Ich werde noch einen etwas höheren und breiteren Lenker testen, damit es vorn ein klein wenig höher wird und ich dann eventuell die Klingel unterm Tank doch am Lenker platzieren kann, ohne dass sie zu sehr absteht.
Der Stauraum ist leider noch weniger geworden, was die Mitnahme eines eher lästigen Rucksacks nun zwingend erforderlich macht. Darüber muss ich noch ein bisschen nachdenken, da Seitentaschen wahrscheinlich nicht passen werden – schade.
Die Gabel scheint ja derzeit leider die einzige dieser Art auf dem Markt zu sein. Im Grunde ist sie in Ordnung, über etwas mehr Robustheit würde ich mich aber freuen. Ich habe hier mal vor einiger Zeit gelesen, es sei eine neue geplant bei Chopperdome. Falls sich da was tut, werde ich auf jeden Fall mal interessiert nachschauen.