1924er Damen-Muffe

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182 Grad
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1924er Damen-Muffe

Beitrag von 182 Grad »

Hola Senores y Senoritas!

Mein neuester Ebay-Schnapper: für 20,49€ hab ich gestern dieses feine Rad mit nach Hause genommen. :mrgreen:
Der Verkäufer konnte leider nichts über die Marke sagen, Schriftzüge und Steuerkopfschild sind auch nicht vorhanden. Vielleicht ist ja anhand von Muffen, Lackierung und Kettenblatt in Kombination mit dem Fachwissen einiger Forenmitglieder etwas rauszukriegen. Interessant ist auch, dass es sich um ein 26er handelt. Auch wenn die Schutzbleche zu groß wirken, vom Lackschema her passen sie.

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Die Lackierung ist nur noch an wenigen Stellen erhalten:

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Manchmal hat der Rost auch nur noch etwas von der Linierung übrig gelassen.

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Die Beleuchtung ist zwar schick, scheint aber erst nachträglich montiert worden zu sein.

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Dafür spricht auch, dass noch ein Karbidlampenhalter vorhanden ist.

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Selbst die Echtglasreflektoren sind in allen Pedalen noch ganz.

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Der Sattel scheint auch schon etwas älter zu sein, aber hat die Zeit relativ gut überstanden.

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Geplant ist, dass meine Mama das gute Stück zum Geburtstag bekommt. Da der Lack größtenteils verschwunden ist und hier der Rost regiert, wird eine neue Lackierung wohl unumgänglich. Ist aber auch nicht so schlimm, da kann ich mir dann was schönes einfallen
lassen... 8)

Ich würde beim baujahr sogar auf ein Vorkriegsmodell tippen. Danach sprechen meiner Meinung nach nicht nur der Bandfeststeller und die Karbidlampenhalterung, sondern vor allem die Hinterradnabe. Leider ist die Oberfläche schon stark abgenutzt, deshalb hat meine Kamera auch kapituliert. Aber das steht auf der Nabe

09 F&S 24

Torpedo > in Schreibschrift
Wien - Berlin > in Schreibschrift
Sytem Sachs > in Schreibschrift

D.R.P. & D.R.P. angem.

Heisst das, ich kann davon ausgehen, dass das Rad von 1924 ist?
Zuletzt geändert von 182 Grad am 17.01.2011, 19:05, insgesamt 2-mal geändert.
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Kotlette
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Re: Damen-Muffe *was ist es?*

Beitrag von Kotlette »

Uiii, auch schön ;) Und das für ein Viertel von 85 ... ,;,.

Schon aufgefallen - das Glockentretlager hat das gleiche Muster wie bei meinem Stricker - Zufall?
Wie du schon beschrieben hast deuten der Karbidlampenhalter, als auch das Gesamtbild auf ein Vorkriegsrad hin. Die 29 könnte gut eine Jahreszahl sein und da die Felge eine passende Linierung zum Rahmen aufweist, könnte das Rad demnach tatsächlich von 1929 sein.

Hat die Klingel denn evtl. eine Prägung oder lässt sich noch ein Abdruck vom Steuerkopfemblem erkennen, damit man evtl. mit der Form dessen ein bisschen weiter in Richtung Hersteller kommt.
Eine Bohrung im Schutzblech für einen Schutzblechreiter wird wohl nicht vorhanden sein, denn diese gab es erst ab ca. 1931 ...

Das war erstmal alles was ich weiß, aber vielleicht stoßen wir ja noch auf weitere Hinweise - Rahmennummer?
Artikelstandort war Leipzig? - diese Hauswand sieht man bei ebay auch des öfteren bei Rädern aus Hamburg :mrgreen:

Beste Grüße
Kotlette
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182 Grad
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Re: Damen-Muffe *was ist es?*

Beitrag von 182 Grad »

Kotlette hat geschrieben: Schon aufgefallen - das Glockentretlager hat das gleiche Muster wie bei meinem Stricker - Zufall?
Stimmt! Hier ist der Beweis:

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Und das beste ist: das Tretlager läuft 1A! Da wackelt und klappert nix, wie am ersten Tag.
Hab aber keine Ahnung, ob damals Kettenblätter nur für einen Hersteller mit einem bestimmten Muster hergestellt wurden, oder ob das gleiche Kettenblatt an unterschiedliche Hersteller geliefert wurde.

Eine Bohrung für nen Schutzblechreiter gibt es nicht, ebensowenig wie einen Abdruck des Steuerkopfschilds.

Vielleicht kann ja der Kollege Felt-Jäger mit seinem offenbar unerschöpflichen Muffen-Wissen hier etwas Licht ins Dunkel bringen... :mrgreen:
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Felt-Jäger
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Re: Damen-Muffe *was ist es?*

Beitrag von Felt-Jäger »

Da isser schon dabei... :mrgreen:

bei dem Rad könnte es sich um ein Presto handeln, in jedem Fall Vorkrieg, Baujahr so um 28-35 rum.
Geometrie und Muffen sprechen dafür.
Hast du ne Rahmennummer?

Das was ich vom Kettenblatt erkennen kann, ist das ein Konfektionärslager von Wissner.
Die ganze Lackierung und das Wissner-Lager deuten daraufhin, das das Fahrrad schonmal in frühen Tagen komplett überholt und neulackiert wurde. Das wurde früher sehr häufig gemacht, es gab Werkstätten und Lackierereien, die sich da ganz drauf spezialisiert hatten.
Schau mal, ob, wenn du den Bereich um eine mögliche Beschriftung um die Unterrohre mit WD40 einölst und dann mit einem Tuch wieder abreibst, Spuren eines Schriftzuges erscheinen.
Die "zu großen" Schutzbleche legen die Vermutung nahe, das das Rad in dem Zustand mit Vollballonreifen gefahren wurde, die füllen dann nämlich diese Lücken schön aus.

Ich würd bei dem Rad mal folgendes probieren:
nach ausgiebigem Putzen würd ich den Rahmen so wie er ist komplett mit Fertan Rostumwandler behandeln. Bitte keinen anderen probieren, Fertan ist alkohol-/wasserbasiert, da funktionieren die nachfolgend beschriebenen Schritte am besten. Wenn der komplett auf dem Rost reagiert hat, werden diese Bereiche schwarz bis dunkelgrau. Dann allen überflüssigen Rostumwandler abwaschen bzw. mit einem Baumwolltuch abreiben, nach 3-4 Tagen im Trockenen dann abschließend komplett mit Klarlack überlackieren.

Wenn du sauber gearbeitet hast werden die Roststellen danach wieder schwarz erstrahlen und gut zum restlichen Lack passen sowie die Linierungen/Marmorierungen noch gut erkennbar sein.
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182 Grad
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Re: Damen-Muffe *was ist es?*

Beitrag von 182 Grad »

Was so ein bisschen Wasser und etwas Ballistol doch ausrichten können.
Hab mich gerade mal in den Keller begeben und das Rad komplett sauber gemacht. Danach dann noch zu testzwecken einige Stellen mit Ballistol behandelt und das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen. Deshalb werde ich auch meinen eigentlich Plan, das Rad zu lackieren nicht umsetzen und den Ratschlag Vom Felti befolgen. Wenn das Ballistol schon so gute Arbeit leistet, dann wird das mit dem Rostumwandler bestimmt noch etwas besser aussehen.

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An den Unterrohren ist zwar kein Schriftzug aufgetaucht, dafür konnte ich aber die Rahmennummer entziffern: 8340986
Felt-Jäger hat geschrieben: Die "zu großen" Schutzbleche legen die Vermutung nahe, das das Rad in dem Zustand mit Vollballonreifen gefahren wurde, die füllen dann nämlich diese Lücken schön aus.
Dazu fiel mir vorhin auch noch was ein: Zufällig hatte ich noch nen Satz schwarze Fat Franks ohne Reflexstreifen rumliegen, et voila: (Heute gibts nur miese Kellerbilder, draußen regnets ohne Ende)

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Kommt echt gut, wie ich finde. Leider kommt nicht richtig rüber wie fett die Reifen in dem Rahmen wirken.
Ein kleines Problemchen gibts allerdings noch: die Glocke des linken Kurbelarms hat sich selsbständig gemacht und baumelt nun auf der Tretlagerhülse hin und her.

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Aber die Zähne des Kettenblattes sehen sowieso eher nach Ninjastern aus, da werd ich wohl um einen Ausbau nicht herumkommen...

Die Nabe hab ich mir auch nochmal genauer angesehen. Der Adler sitzt noch frei über der Schrift und nicht in einem Kreis wie bei späteren Modellen. Bei der Prägung hab ich mich allerdings vertan,die lautet nämlich:

09 F&S 24

Torpedo
Wien - Berlin
System Sachs

D.R.P. & D.R.P.angem.

Ich würde ja sagen, dass die 24 in diesem Fall für das Baujahr steht. Kann das vielleicht jemand bestätigen?
Kotlette hat geschrieben: Artikelstandort war Leipzig? - diese Hauswand sieht man bei ebay auch des öfteren bei Rädern aus Hamburg
Jup, das Rad steht in Leipzig. Wobei ich glaube, dass es in Deutschland viele weisse Häuserwände mit Wärmedämmung gibt... :mrgreen:
Zuletzt geändert von 182 Grad am 18.01.2011, 20:38, insgesamt 1-mal geändert.
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Die Möve
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DR_R
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Re: Damen-Muffe *was ist es?*

Beitrag von DR_R »

Moin,

zum DRP: das heißt Deutsches Reichs-Patent. Die bezeichnung steht für Patente die ab 1877 bis 1945 vom Patentamt vergeben oder angemeldet wurden. Passt also gut zum Baujahr 1924.

Früher wurden Baujahre häufig eingeprägt. Sei es Bei Lampen, Ritzeln, Sattelstangen usw. War schon schön. Heute macht sich keiner mehr die Arbeit. Vllt findest du beim ganz genauen Suchen noch die ein oder andere Zahl die dir mehr zum Baujahr verrät. Auf deinem Dynamo könntest du auch noch mal genau schauen. :wink:
[url=http://www.tretharley.de/phpbb/viewtopic.php?f=49&t=15197][color=#0000BF][b]Velor Cruiser[/b][/color][/url]

[url=http://www.tretharley.de/phpbb/viewtopic.php?f=49&t=16089][color=#FFBF80][b]Das weiße Mifa[/b][/color][/url]

[url=http://www.tretharley.de/phpbb/viewtopic.php?f=49&t=17332][b]Mifa Universal[/b][/url]
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schmolleck1277
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Re: Damen-Muffe *was ist es?*

Beitrag von schmolleck1277 »

Echt nen schönes Ding. Will endlich umgezogen sein, es juckt. Will meine alten Dinger auch wieder flott machen. -.:
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xyz

Re: Damen-Muffe *was ist es?*

Beitrag von xyz »

Die gestanzte "24" steht bei den alten Torpedos immer für das Baujahr.
Also: herzlichen Glückwünsch zum 87 Jahre alten Damenrad. +?.,
Die Lackierung sieht aber eher nach 50 bis 60-er-Jahre-Stil aus.
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182 Grad
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Re: Damen-Muffe *was ist es?*

Beitrag von 182 Grad »

Erstmal danke für die Glückwünsche! War auch ein wirklicher Glückstreffer...
Gestern schien die Sonne, deshalb gibts jetzt nochmal ordentliche Bilder mit den fetten Franken.

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Die Theorie vom Felt-Jäger, dass das Rad in den 50ern mal neu lackiert wurde, bestätigte sich auch noch und zwar durch diese Lacknase:

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Das unbehandelte Schutzblech sieht noch ganz schön fies aus...

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Aber an der Sattelstütze sieht man schon wie die kleine Ballistol-Kur gewirkt hat:

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Leider ist das das einzige, was die Kamera an der Nabe noch erkennt. Die Einprägung ist schon zu flach. Verdammt, ich brauch ne Spiegelreflex!

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nomoregears
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Re: 1924er Damen-Muffe

Beitrag von nomoregears »

"Wien-Berlin" oder "Zürich-Berlin" waren damals Langstrecken-Radrennen, die sich F&S in den 20ern gerne auf die Fahne, resp. Nabe schrieben. Ich habe eine "Zürich-Berlin"-Nabe, die von 1927 stammt, und irgendwo in meinem Zeitschriften-Sammelsurium flattert noch ´ne "0-100"-Ausgabe (Fahrrad- und Motorfahrrad-Oldtimer-Magazin) rum, in der die Torpedo-Naben-Geschichte äußerst detailliert geschildert ist - muss ich mal suchen :roll: ...

Aber davon ab: Ein wunderschönes Rad hast Du da an Land gezogen :..., !

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Re: 1924er Damen-Muffe

Beitrag von DeadBolt89 »

absolut geil die alte Dame. Wie machst du das nur immer, dass du solche Schnapper findest? -::-
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182 Grad
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Re: 1924er Damen-Muffe

Beitrag von 182 Grad »

nomoregears hat geschrieben:"Wien-Berlin" oder "Zürich-Berlin" waren damals Langstrecken-Radrennen, die sich F&S in den 20ern gerne auf die Fahne, resp. Nabe schrieben.
Genau! Das hab ich auch rausgefunden. Danach stiegn dann die Fahrrradverkäufe sprunghaft an.
Neulich ist eine Wien-Berlin Nabe bei ebay für über 60€ weggegangen. :shock:
DeadBolt89 hat geschrieben:absolut geil die alte Dame. Wie machst du das nur immer, dass du solche Schnapper findest? -::-
War wie so oft ein absoluter Glückstreffer. Hab das Rad durch Zufall beim rumstöbern auf ebay gefunden und da es in Torgau stand und der Verkäufer es nicht verschicken wollte, haben wohl nicht viele Leute darauf geboten... Manchmal muss man halt einfach Glück haben.
Hab am Wochenende auch nen mehr oder weniger fabrikneuen Mifa Klappirahmen inklusive Anbauteile auf nem verlassenen Industriegelände gefunden. Aber das ist schonwieder eine andere Geschichte... :mrgreen:
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nomoregears
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Re: 1924er Damen-Muffe

Beitrag von nomoregears »

182 Grad hat geschrieben: Neulich ist eine Wien-Berlin Nabe bei ebay für über 60€ weggegangen. :shock:
Das is´ aber okay. Heinz Fingerhut (velo-classic) rief vor fünf Jahren für ´ne Vorkriegs-Torpedo aus den späten 30ern 65€ auf. Nun gut, is´ halt ´n Händler. Für die 1927er bezahlte ich vor 13 Jahren bei ihm 70 Mark.

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creep
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Re: 1924er Damen-Muffe

Beitrag von creep »

Da war die ja auch erst 71 Jahre Alt :lol: "Duck und wech"
Die alte Dame kann im übrigen einiges ,ist aufjedenfall in würde gealtert und die Fetten Franken stehen Ihr gut ;!:

LG Chris -::,
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Repair-Mann
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Re: 1924er Damen-Muffe

Beitrag von Repair-Mann »

Das Rad wurde nach 1929 gebaut weil der rahmen Außengemufft ist und weil es ein Ballongrad ist.
sonst ist ja alles stimmig und schön, nur das chrom spray :-o :mrgreen:
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